Friedrich I. und der dritte Kreuzzug. V 46—54.
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von Ikonium Verträge schließen, die dem Kreuzheer den Durch-□ marsch sichern sollten. □
Eine Gesandtschaft ging an den Sultan Saladin, ihn zur Rückgabe Palästinas oder zu ritterlicher Fehde aufzufordern.
2. Um die Osterzeit 1189 brach der Kaiser mit dem schönsten Heere des Mittelalters von Regensburg auf, vielleicht 100 000 Mann, darunter 20000 Ritter, lauter Deutsche. Mitziehen durfte nur, wer sich selbst verpflegen konnte. Die Regierung des Reiches übertrug er seinem ältesten Sohne Heinrich; für sich dachte er an keine Rückkehr. Trotz aller Griechentücke erreichte das Heer Asien; Friedrich selbst landete als der letzte: „Seid getrost, meine Brüder! Gott ist mit uns!" rief er. Auch in den Wüsteneien Kleinasiens hielt er die Seinen aufrecht. Bei Ikonium warf sich der Greis mitten unter die Feinde und erfocht seinen letzten Sieg. Wenige Tage darauf ertrank er beim Baden im Flusse Saleph.
Leidvoll kehrten viele um; die andern zogen unter des Kaisers Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, weiter und bestatteten das Herz ihres Kaisers in Tarsus. Wo die andern Reste Barbarossas ruhen, weiß man nicht.
3. Vor Ackers brach die Pest aus; ihr erlag auch der junge Friedrich. Herzog Leopold von Österreich, dem nunmehr die Führung des Kreuzheers zufiel, wurde von König Richard Löwen-herz von England, der zur See kam, beleidigt und kehrte heim.
Als sich dann Richard auf der Heimfahrt im Pilgerkleide durch Deutschland schleichen wollte, ließ ihn Leopold festnehmen; Heinrich Vi. nötigte den Herzog, ihm seinen Gefangenen auszuliefern. Mit diesem vereinbarte er auf dem Reichstag zu Speier ein hohes Lösegeld; bis zu dessen Auszahlung weilte Richard teils am Kaiserhofe, teils in ritterlicher Haft auf der Feste Trifels.
Bald nachher starb der alte Löwe in Braunschweig, von der Sage verherrlicht wie sein Schwager und wie sein kaiserlicher Gegner, den das Volk unter seiner thüringischen Bergpfalz Kyffhausen im Zauberschlafe fortleben ließ.
4. Friedrich von Schaben erwirkte kurz vor seinem Tode noch dem Deutschen Orden die päpstliche Bestätigung. Das Ordensland kam später an das Haus Hohenzollern und sollte mit der Mark Brandenburg zur Grundlage der preußischen Monarchie werden.
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Staufer und Kreuzzüge.
ererbten Besitzungen (Allode) Braunschweig und Lüneburg, Bayern fiel an Otto von Wittelsbach; doch wurde jetzt auch Steiermark ein selbständiges Herzogtum, das bald unter dem Geschlechte der Baden-□ Berger mit Österreich vereinigt wurde.□
7. Mit Strenge hielt Friedrich die Ordnung im Reich aufrecht. Den Bauern verbot er die Waffen, die sie bisher selbst bei der Feldarbeit getragen, verurteilte aber auch Fürsten, wenn sie den Landfrieden brachen, zu der Strafe des Hundetragens, die seit Jahrhunderten nicht mehr angewendet worden war. Er beschränkte die Zölle auf dem Main und Rhein; Gewerbe und Handel blühten. Neben seinen Pfalzen (Gelnhausen, Trifels, Hagenau) gründete er Märkte, aus denen einige Städte erwachsen sind. In einer langen Friedenszeit, wie sie noch nie erlebt war, wurde Deutschland das mächtigste Land Europas.
8. Dichter und Spielleute priesen das Pfingstfest in Mainz: die „Schwertleite" (den Ritterschlag) der beiden ältesten Kaisersöhne Heinrich und Friedrich. Siebzigtausend Ritter soll der leutselige Herr als seine Gäste empfangen und in einer aus Holz und Leinwand rasch erbauten Stadt beherbergt, bewirtet und reich beschenkt haben; glänzende Kirchgänge und Kampfspiele befriedigten die Schaulust. Nicht minder großartig war das Fest, das ihm die Stadt Mailand bei seiner letzten Fahrt nach Italien als Zeichen ihrer Treue ausrichtete; es galt der Vermählung seines Sohnes, des bereits zum König erwählten Heinrich, mit der normannischen Königstochter Konstanze, der Erbin Siziliens und Apuliens. Von Lübeck bis Palermo gebot der greise Held. Aber der Papst sah mit Besorgnis auf diese Machtfülle der Hohenstaufen.
5. Der dritte Kreuzzug. Die Ritterorden.
1. Da erscholl die Schreckensbotschaft, Jerusalem sei gefallen. Alsbald berief der Kaiser einen ,,Hoftag Jesu Christi" nach Mainz und nahm unter dem Jubel vieler Tausende das Kreuz.
* *Auf dem zweiten Kreuzzug hatte Friedrich seinen Oheim begleitet; als das Kreuzheer in Kleinasien umkehren mußte, hatte der junge Schwabenherzog einen Teil weitergeführt bis nach Palästina, nach Ackers (Akkon): eine wertvolle Schule für den dritten Kreuzzug. Belehrt durch jene Erfahrungen, ließ er durch Gesandtschaften mit den Ungarn und Serben, dem Griechenkaiser und dem Sultan
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Anbruch der neuen Zeit.
In weißer Rüstung, auf weißem Roß ritt Johanna in Orleans ein; durch Tapferkeit und Umsicht befreite sie die Stadt. Den Kriegern erschien sie wie ein Wunder. Eine Hirschkuh, erzählten sie, verriet ihr die Stellung des Feindes, und ihr Lilienbanner umflatterten weiße Schmetterlinge.
3. Glücklich führte sie den König nach Reims zur Krönung. Noch ging sie mit ihm bis vor Paris; aber sie hielt ihre Aufgabe für gelöst. Nach einem mißlungenen Sturm hängte sie Rüstung und Degen über dem Grabe des heiligen Dionysius auf, um heimzukehren zu ihren Herden. Aber man beredete sie zu bleiben.
Sie warf sich in eine belagerte Feste. Bei einem Ausfall fingen sie die Burgunder und verkauften sie um 100 000 Livres an die Engländer. Es fand sich ein französischer Bischof, der in Rouen wider sie die Anklage auf Hexerei erhob. Nach einem schmachvollen Verfahren starb das Mädchen gottergeben den Feuertod.
4. Karl Vii. begnadigte alle Widersacher, die zu ihm übertraten, auch den Herzog von Burgund, und entriß den Engländern sein Land bis auf Calais.
* * Seine weitere Regierung wurde bedeutsam für die Folgezeit.
Am die Ordnung herzustellen, bildete Karl Vii. 15 „Kompanien", jede 100 „Lanzen" zu sechs Mann stark; das war das erste stehende Heer. Er besoldete es regelmäßig aus den Erträgen einer dauernden Steuer. Damit war der Gründ gelegt zur Einheit Frankreichs.
5. Um jene Zeit fiel die Dauphins an Frankreich, dessen Kronprinz seither gewöhnlich Dauphin hieß, wie der englische den Titel „Prinz von Wales" führt. Das „Delphinat" war angeblich nach dem Delphin im Wappen benannt; die hübsche Sage, die den Namen erklären soll, hat Musäus in dem Märchen von Rainald dem Wunderkind ausgesponnen.
Unter dem ersten Dauphin zogen 30 000 französische Söldner, die unter einem Grafen Armagnac gegen die Engländer gefochten hatten, nach dem Friedensschluß auf den Ruf Kaiser Friedrichs Iii., der sie gegen die Schweizer gebrauchen wollte, ins linksrheinische Deutschland und hausten dort als schlimme Mordbrenner. Ein Heer von 1500 Basler Bürgern fiel im Heldenkampfe gegen sie bei St. Jakob an der Birs. Darauf gaben sie die Schweiz auf und zogen das Elsaß hinunter. 110 Dörfer standen in Flammen, die Bauern wurden lebendig gebraten oder in Fässern verscharrt. Aber die Straßburger
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Karl Vii von Frankreich. Die Magna Charta. Vii li—23. 121
nahmen ihnen in siegreichem Ausfall die erbeuteten Fahnen wieder ab, und das Landvolk jagte die „armen Gecken" (Armagnacs) mit blutigen Köpfen heim.
2. Die Magna Charta und die beiden Rosen.
1. In ihrem neuen Land an der untern Seine eigneten sich die Normannen das Christentum und die französische Sprache und damit eine feinere Gesittung an. Ihr riesenstarker Herzog Wilhelm führte seine Ritter gegen die Angelsachsen über das Ärmelmeer. Seine Flotte führte die Fahne der Päpste, deren Kampf mit den deutschen Königen eben damals begann. Der schöne Sachsenkönig Harald fiel
in der Schlacht bei Hastings. Wilhelm war der Herr Englands, um 1066 das seine Vorfahren als Seeräuber mit Alfred dem Großen gerungen hatten.
Die größten Güter, die höchsten Ämter verlieh Wilhelm seinen Getreuen und bedrückte die Eingeborenen durch grausame Gesetze; die Eroberer reizten die Angelsachsen durch Beraubung und Mißhandlung.
„Ich will ein Engländer sein, wenn ich das tue!" schwur der Normann verächtlich.
Dennoch verschmolzen Angelsachsen und Normannen langsam zu einem Volke. Ihr erster gemeinsamer Schritt begründete die englische Verfassung.
2. Während der Kämpfe mit den Franzosen hatte König Johann, der wetterwendische Bruder des Königs Richard Löwenherz, sein Land vom Papste zu Lehen genommen; davon erhielt er den Beinamen „ohne Land". Nun zwangen ihn die normannischen und angelsächsischen Großen, diemagnacharta(Greatcharter) 1215 zu unterzeichnen, eine Urkunde, die dem englischen Bürger Sicherheit
der Person (vor willkürlicher Verhaftung) und des Eigentums verbürgte. Diese Verfassung bedeutete den Anfang der bürgerlichen Freiheit und des politischen Lebens in England und dann in Europa.
* *Die englischen Könige sahen sich bald genötigt, bei wichtigen Fragen den Rat des Adels und der Höhern Geistlichkeit sowie der Vertreter der Städte und der Grafschaften einzuholen. Dafür halfen die Stände (das Parlament) Irland, dann Wales unterwerfen.
3. Im Krieg mit Frankreich entfaltete England seine Kräfte. Seine Ritter und Krieger bereicherten sich; in seinen Städten, die sich mit stattlichen Kirchen und Rathäusern füllten, blühte die Tuchweberei.
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Anbruch der neuen Zeit.
Da die Wolle gut bezahlt mürbe, veramnbetten die Großen ihre Ländereien in Weiben und friebigten sie ein; kleinere Grunbstücke, die in die Umzäunung fielen, brachten sie mit Gelb ober Gewalt an sich. Um ihren Unterhalt zu finben, traten die Armen in die Dienste der Vornehmen ober verbanben sich zu jenen Räuberbanben der Hochstraße, die in Shakespeares Künigsbramen öfter vorkommen. So verlor England seinen Bauernstand. Dem Adel aber entging durch den Frieden mit Frankreich die Gelegenheit zu Ruhm und Beute. So erregte er einen verheerenden Bürgerkrieg. Unter der Führung zweier Zweige des Königshauses, Lancaster und York, rieben sich die Parteien der Roten und der Weißen Rose gegenseitig auf. Endlich gelangte mit Eduard Iv. das Haus York auf den Thron. Als er starb, ließ sein Bruder Richard Iii. den Königsknaben Eduard V. und dessen Bruder erwürgen und griff selbst nach der Krone. Voll Mißtrauen mordete er Freund und Feind; kein Vornehmer war seines Lebens sicher.
4. Endlich sammelte ein Verwandter der Lancaster, der junge Heinrich Tudor, alle Verfolgten gegen den Wüterich, der im i486 Schlachtgetümmel bei Bosworth in der Grafschaft Leicester den U-od suchte und fand. Mit der Krone, die er auf dem Helme trug, D schmückte das Heer den Sieger. □
Mit Heinrich Vii. kam das Haus Tubor auf den Thron.
3. Der Humanismus. Francesco Petrarca.
* 1. *Die religiösen Streitigkeiten entfrembeten die Gemüter der
Kirche und ihrer Sprache, dem „Mönchslatein". In der Munbart seines Volkes bichtete der Florentiner Dante im Anfang des vier-□ zehnten Jahrhunderts seine Divina Commedia („heilige Erzählung").
Francesco Petrar a wendete sich begeistert den Schriftwerken der Römer zu.
Der Wohllaut Ciceros hatte es dem Knaben angetan, wie die Lieber der Waldvögelein, denen er gerne lauschte. Statt der Rechtswissenschaft studierte er heimlich die römischen Redner und Dichter, bis der Vater die Bücher ins Feuer warf. Franz weinte, und er durfte einen Teil seiner Schätze behalten.
Die Werke der Alten würden die Leuchten seines Lebens. Mit Feuereifer suchte er in den verstaubten Klosterbüchereien Frankreichs, Deutschland, Italiens nach lateinischen und griechischen Schriften, und seine Freunbe mußten ihm helfen. Einen Homer, den ein griechischer
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Kaiser Siegmund. Johanna Darc. Vi 7 s—vii 12. 119
Forderungen der gemäßigten Partei, der Kalirliner oder Utraquisten: Kelch und freie Predigt. Im Bruderkriege gegen die Gemäßigten verbluteten die letzten Taborer: nach einem entsetzlichen Bürgerkriege kam endlich das unglückliche Böhmen zur Ruhe.
Aber die Amtssprache war jetzt böhmisch; der deutsche Bürger und Bauer waren unterdrückt oder vernichtet.
Vii. Der Anbruch der neuen Zeit.
1. Die Jungfrau von Orleans.
1. Mit den drei Söhnen Philipps Iv. starb das Königsgeschlecht aus, das die französischen Karolinger beerbt hatte. Ihm folgte das Haus Valois; aber die englische Königsfamilie Plantagenet machte ihm anderthalb Jahrhunderte lang die Thronfolge streitig.
* *3hr Begründer Heinrich Ii. stammte aus Frankreich; in seinen französischen Landen setzte er seinen ältesten Sohn Gottfried als Statthalter ein. Aber der Troubadour (Minnesänger) Bertran de Born □ reizte den Prinzen zu einer Empörung, worin er umkam. □
In diesem Kriege, der länger als ein Jahrhundert Frankreich verwüstete, fand das Schießpulver, das angeblich der Franziskaner Bertold Schwarz in Freiburg im Breisgau erfunden hatte, in grobem und kleinem Geschütz die erste Verwendung.
Zur Zeit der Hussitenkriege war das halbe Frankreich mit Paris in englischem Besitz. Den jungen König Karl Vii. verließen seine Großen; sein Verwandter, der Herzog Philipp von Burgund, schlug sich zum Feinde. Redegewaltige Mönche mahnten zur Buße: die Verschwendung und Modetollheit der Reichen sei schuld an dem Unglück des Landes.
Die Entscheidung hing an der Stadt Orleans, die die Engländer eingeschlossen hielten. Unter Waffenknechten und Bürgern wütete der Hunger. Da erfüllte sich die alte Weissagung, daß ein Weib das Land retten sollte.
2. Johanna Darc aus Domremy an der lothringischen Grenze fühlte sich durch Heiligen-Erscheinungen zum Werkzeuge Gottes berufen. Einige Ritter geleiteten die kluge und fromme Jungfrau zum König, und sie überzeugte ihn nicht ohne Mühe von ihrer Sendung. Durch Ermahnung und Beispiel lehrte sie das Heer wieder Ordnung und Menschlichkeit.
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114 Die Aufrichtung der Vereinigten Staaten und des Deutschen Reiches.
3. In Spanien hatte der vom Wiener Kongre wieder eingesetzte König Ferdinand Vii. die alte kastilische Thronfolgeordnung erneuert, wonach die Frauen der bessern" (altern) Linie seines Hauses vor den Mnnern der j imgern thronberechtigt sein sollten. Als er nun starb, erhob sich sein Bruder Don Carlos gegen seine Tochter Isabella, und lange Karlisten"-Kriege verheerten wiederholt das Land. Isabella aber wute sich ebensowenig Achtung zu erwerben wie ihr Vater und ihr 1868 Oheim: sie wurde schlielich vertrieben.
Nun gedachten die Spanier den Erbprinzen Leopold von Hohen-zollern-Sigmaringen zum König zu whlen; seine Kenntnis der spanischen Sprache und Literatur schien ihn dazu nicht weniger zu empfehlen als seine Verwandtschaft mit Napoleon und dem preuischen Knigshaus. Bismarck sah die Kandidatur nicht ungern, da sie Deutschland politisch und wirt-schaftlich nur Nutzen bringen konnte.
Der Prinz fand sich nach lngerem Schwanken zur Annahme des erledigten Thrones bereit.
In Frankreich aber schlugen Presse und Regierung gewaltig Lrm: die beabsichtigte Erhebung eines Hohenzollern auf den Thron Karls V." stre das europische Gleichgewicht und bedrohe Frankreich. Gramont gab dem franzsischen Gesandten am preuischen Hofe, Benedetti, sofort den Auftrag, von Wildbad, wo er im Urlaub weilte, nach Ems zu fahren und den König Wilhelm, der dort die Kur gebrauchte, aufzufordern, da er dem Prinzen den Rat, den Befehl erteile, von seiner Kandidatur ab-zustehen. Dieses Ansinnen lehnte der König trotz des Drngens des Ge-sandten ab; dagegen sprach Fürst Anton im Namen seines Sohnes, der in der Schweiz war, den Verzicht auf die spanische Krone aus. Damit
schien der Streit behoben.
Allein die gnstige Gelegenheit, die belle occasion", wie sich Napoleon ausdrckte, wollte sich der Herzog von Gramont nicht entschlpfen lassen; der Gesetzgebende Krper lie sich von ihm fortreien wie die ffentliche Meinung"; das Geschrei Nach Berlin!" bertnte die Stimme einiger der angesehensten Männer, die zur Besonnenheit mahnten. Auf Gramonts telegraphische Weisung redete Benedetti den König auf dem Spaziergang an, um ihm das Versprechen abzuverlangen, da er weder diese noch eine andre Hohenzollern-Kandidatur auf den spanischen Thron je zugeben werde. Damit war der greise Monarch vor die Wahl gestellt zwischen Demtigung und Krieg. Mit ruhiger Entschiedenheit wies er diese neue und unerwartete Forderung ein fr allemal zurck".
4. Den Vorgang lie er dem Bundeskanzler telegraphieren und ihm anheimgeben, ob die neue Forderung und ihre Zurckweisung den preui-schen Gesandten und der Presse mitgeteilt werden sollte". Bismarck hatte
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38 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege.
fr die Englnder unzugnglich machen. Eine Gelegenheit dazu bot sich alsbald.
3. König Karl Iv. von Spanien hatte zugunsten seines Sohnes ab-danken mssen. Vater und Sohn verklagten einander bei dem Kaiser. Da begab er sich nach Bayonne und lud beide vor sich. Sie berhuften einander in seiner Gegenwart mit Schmhungen, und er bewog einen nach dem andern, auf die Krone zu verzichten. Darauf machte er seinen ltern Bruder Joseph zum König von Spanien und an seiner Stelle seinen Schwager Joachim Mrat zum König von Neapel.
Auch in Spanien begannen die Franzosen, unbekmmert um die Neigungen und Wnsche der Einheimischen, ihre neuen Lebens- und Ver-waltungsformen einzufhren. Da flammte denn im ganzen Land ein grimmiger Aufstand empor, unter englischer Fhrung, mit englischem Gelde, ein Kampf, wie ihn Napoleon noch nicht erlebt hatte: im Kleinkrieg (guerilla) machten sich die Spanier, von ihren Geistlichen gespornt und geleitet, jeden Vorteil zunutze, den ihnen ihr Land bot mit seinen unzhligen und unbersichtlichen Schluchten. Diese unaufhrlichen kleinen berflle und Beschieungen aus sichern Hinterhalt entmutigten allmhlich die Rhein-bundtruppen, die Napoleon mit Vorliebe auf diesen mrderischen Kriegs-schauplatz sendete. In Andalusien mute ein ganzes franzsisches Heer die Waffen strecken; die geschlagene und gefangene Besatzung Portugals be-frderten englische Schiffe in die Heimat. Die Städte Valencia und Saragossa verteidigten sich mit zhem Heldenmut, wie im Altertum Sa-gunt und Numantia. König Joseph vermochte sich in Madrid nicht zu halten; Napoleon fhrte ihn persnlich nach kurzem, erfolgreichem Feldzuge zurck. Aber der Krieg hrte darum nicht auf: in uneinnehmbaren Befestigungen wies der englische General Wellington alle Angriffe der franzsischen Heere zurck.
5. Der Krieg mit sterreich 1809.
1. Bevor Napoleon nach Spanien ging, l^atte er in Erfurt eine glnzende Frstenversammlung veranstaltet: da suchte er den Zaren an seiner Seite festzuhalten und durch unerhrte Prachtentfaltung wie durch die Leistungen seiner Schauspieler, namentlich des gefeierten Talma, die Deutschen zu gewinnen; Wieland und Goethe wurden mit groer Aus-Zeichnung empfangen. Vergebens aber hatte er bei diesem Feste den Kaiser Franz erwartet.
Denn sterreich rstete sich lngst zu einem neuen Waffengang, zu dem die franzsischen Mierfolge in Spanien gerade jetzt anlockten; auch auf Preuens Beistand machte man sich Hoffnung. Erzherzog Johann,
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Der Utrechter Friede. Das Aufkommen Ruhlands. Iv 94v 12. 109
7. Das Haus Savoyen trat mit der Erwerbung einer groen Insel und der Knigskrone an seine weltgeschichtliche Aufgabe heran: die Eini-gung Italiens. Als einige Jahre spter eine spanische Flotte mitten im Frieden Sardinien und Sizilien wegnahm, erzwangen die Vertragsmchte von Utrecht und Rastatt die Herausgabe; aber nun erhielt Savoyen den Besitz und den Knigstitel von Sardinien, während Sizilien, mit Neapel zum Knigreich beider Sizilien" vereinigt, an den Kaiser fiel. Dafr berlie er den Shnen der spanischen Knigin die Nachfolge in Parma und Toscana.
England stand als dritte Gromacht neben sterreich und Frankreich. Unter der Knigin Anna erlebte es auch eine hohe Eeistesblte. Isaak Newton entdeckte die Gesetze des Falles und der Zerlegbarkeit des Lichts. Daniel Defoe schrieb den Robinson", Jonathan Swift Gul-livers Reisen".
V. Preußen und sterreich.
1. Peter der Groe.
1. Gleichzeitig mit dem Spanischen Erbfolgekrieg tobte im Osten der Nordische Krieg.
Die unabsehbare Ebene, in der einst die Skythen ihre Herden geweidet, bewohnte seit der Vlkerwanderung das slawische Volk der Russen. Seit dem neunten Jahrhundert fhrte das normannische (wargische) Geschlecht der Rurit von Nowgorod und Kijew, spter von Moskau aus die Herrschaft der das ganze Land oder einzelne Teile. Iwan der Schreckliche unter-warf dann im 16. Jahrhundert die Frstentmer Kasan und Astrachan an der Wolga und ffnete den Zugang zu Sibirien. Schon er rief deutsche Handwerker ins Land, die mit andern Westeuropern die Deutsche Vor-stadt in Moskau bevlkerten.
Mit seinem Sohne Dmitrij (Demetrius), der als Knabe ermordet wurde, erlosch das Geschlecht der Rutik*). Das Haus Romanow gelangte in den Besitz der Krone.
Der vierte Zar (Kaiser) dieses Hauses war Peter I.
2. Um den Zugang zum offenen Meer zu erlangen, verband sich Peter mit Kaiser Leopold und nahm den Trken Asow. Auf der Heimkehr von seiner westeuropischen Reise traf er mit dem schsischen Kurfrsten Friedrich August zusammen, der unter dem Namen August der Starke bekannt ist. Er hatte um ungeheure Summen und um den Preis seines bertrittes zur katholischen Kirche die polnische Krone erkauft. Mit ihm, wie vorher mit dem König von Dnemark, verabredete Peter einen Angriff auf Schweden, das seit Gustav Adolf fast die ganze Ostseekste be-
*) Einen der jungen Männer, die sich fr Demetrius ausgaben, wollte Schiller in seinem letzten Drama darstellen.
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Philipp Ii. Der Freiheitskampf der Niederlnder. Ii 234i. 15
die milde Statthalterin, seine Stiefschwester Margarete von Parma, durch den Herzog von Alba. Der meinte: Gegen Ketzerei hilft nur Feuer und Schwert." Um den Sold fr seine Krieger zu ge-Winnen, schrieb er unbefugt Steuern und Zlle aus; zur Aufrecht-erhaltung der Ordnung errichtete er einen Rat der Unruhen", den das Volk wegen seiner massenhaften Todesurteile den Blutrat hie. Vor allem suchte er die Vornehmen zu beseitigen oder einzuschchtern: selbst Graf Egmont nutzte auf dem Marktplatze zu Brssel das Schafott besteigen; Alba sagte, ehe Milde walten drfe, mten noch 800 Kpfe fallen.
3. Nun griff der Adel, den die spanischen Rte wegen seiner Schulden hhnten, unter dem Namen Geusen (gueux, Bettler) zu den Waffen; Graf Wilhelm von Oranien aber holte deutsche Sldner herbei. So entbrannte der 80 jhrige Freiheitskampf der Niederlnder. Zu spt wurde Alba abberufen. Don Juan, der spterhin an .seine Stelle trat, entlie das Heer und bot einen Ausgleich an; aber Wilhelm von Oranien, der tatschliche Herr des Landes, lehnte ihn ab, weil er Philipps Unvershnlichkeit kannte. Darber starb der blonde Kaisersohn, erst 31 Jahre alt, an der Pest, die ihn erfate, als er unter seine kranken Soldaten trstend seine letzte Barschaft verteilte.
4. Immerhin gelang es ihm und seinem Nachfolger, das katho-tische Belgien zurckzugewinnen und zu behaupten. Dazu eroberte Alexander noch Antwerpen, das damals die erste Handelsstadt Europas war. Holland und die brigen vorwiegend kalvinistischen Provinzen, die heute das Knigreich der Niederlande ausmachen, wahrten ihre Unabhngigkeit mit Hilfe der Knigin von England, waren aber auch fr Deutschland verloren.
4. Elisabeth von England und Maria Stuart.
1. Der zweite Tudor, Heinrich Viii., wollte sich von seiner Ge-mahlin, Katharina von Aragon, scheiden lassen; als der Papst seine Zustimmung verweigerte, ri der Gewaltherrscher sein Land von Rom los. Aber erst seine jngste Tochter Elisabeth begrndete end-gltig die selbstndige Kirche Englands, die Anglikanische Kirche. Ihr Oberhaupt wurde der Trger der Krone: er bestimmt die Lehre, ernennt die Geistlichen. Dem Glauben nach gehrt die Kirche zum Kalvinismus; sie hat aber die bischfliche Wrde und die alten Ge-
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